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beit und richteten unter kaiserlichem Ansehen. Von Westphalen aus
hatten sie sich über ganz Deutschland verbreitet.
Hatte jemand einen Raub oder Mord, oder sonst ein Ver-
brechen begangen, so hatte er Ursach genug, vor dem furchtbaren
Richterstuhle der Wissenden zu zittern, selbst wenn er vor seinem ordent-
lichen Richter der Strafe schon entgangen war. Er wurde alsdann
von einem der Freischöppen vor dem heimlichen Gerichte angegeben,
und wenn dieser mit einem Eide erhärtete, daß das Verbrechen wirklich
von ihm begangen sei, wurde der Angeklagte zur Verantwortung auf-
gefordert. Die Vorladung geschah aber nicht öffentlich, sondern einer
von den Freifrohnen schlich sich des Nachts ungesehen an die Mauern
des Schlosses oder des Hauses, wo der Angegebene wohnte, und schlug
die Ladung an die Thüre an. Dieser mußte sich dann an einem be-
stimmten Tage an einem gewissen Orte einfinden, der ihm angegeben
ward. Hier wartete seiner schon ein Abgeordneter der heiligen Fehme,
der ihn mit verbundenen Augen an den geheimen Ort führte, wo die
Richter versammelt waren. Gemeiniglich hielten sie ihre Sitzungen bei
Nacht in einem dicken Walde, oder in einer Höhle, oder in einem
unterirdischen Gewölbe. Hier saßen sie vermummt bei schwachem Lichte
in schauerlichem Halbdunkel, und tiefe Stille herrschte unter ihnen und
rings um sie her. Der Freigraf allein erhob seine Stimme, hielt dem
Vorgeladenen das Verbrechen vor, dessen er angeklagt war, und forderte
ihn auf, sich zu vertheidigen. Konnte er sich befriedigend verantworten,
so wurde er freigesprochen und eben so geheimnißvoll, als er gekommen
war, wieder weggeführt. Wurde er aber seiner Schuld überwiesen, so
wurde er zum Tode verurtheilt und noch in derselben Stunde, nachdem
man ihm Zeit gelassen, seine Seele in einem kurzen Gebete Gott zu
empfehlen, mit einem Dolche niedergestoßen oder an einen Baum auf-
geknüpft. Gemeiniglich mußte der jüngste Schöppe das Henkeramt ver-
richten, und alles wurde so geheim gehallen, daß niemand erfuhr, wer
der Henker gewesen sei.
Stellte sich der Angeklagte nicht auf das erste Mal, so wurde die
Vorladung noch zweimal wiederholt. Blieb er auch das dritte Mal
aus, so erfolgte die Verurtheilung, und einige von den Freischöppen
erhielten den Auftrag, den Spruch der Richter an ihm zu vollziehen.
Von nun an wurde er von unsichtbaren Händen verfolgt bis an seinen
Tod. Traf ihn einer von den Schöppen an einem einsamen Orte, so
stieß er ihm ohne Umstände ein Messer in die Brust, oder knüpfte ihn,
von einigen seiner Gesellen unterstützt, an den nächsten Baum auf Das
blutige Mordgewehr aber wurde neben den Leichnam des Getödteten
gelegt oder in die Erde gesteckt, zum Zeichen, daß er nicht unter die
Hände eines gemeinen Mörders, sondern, von der heiligen Fehme ver-
urtheilt, durch die Hand eines Wissenden gefallen sei.
Die Sitzungen der heiligen Fehme wurden aber nicht immer heim-
lich, sie wurden auch öffentlich gehalten, doch immer erschienen die
Wissenden vermummt. Um Mitternacht versammellen sie sich auf dem
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224
und der neugewählte Kaiser, Karl V., hatte einen Reichstag nach Worms
ausgeschrieben (1521), auf welchem neben vielen weltlichen, besonders
die kirchlichen Angelegenheiten geschlichtet werden sollten. Fast alle
deutschen Fürsten waren auf demselben anwesend. In ihrer Mitte trat
der päpstliche Legat auf und hielt eine feierliche Rede, in welcher er
bewies, daß Luther wirklich Säße lehre, die von der Kirche verdammt
worden seien. Dann setzte er hinzu, „es sei durchaus zwecklos, ihn
nach Worms zu berufen; denn die Erfahrung habe gezeigt, daß er sich
durchaus von niemandem belehren lasse, sondern bei seinen Jrrthümem
hartnäckig beharre." Allein die meisten Fürsten stellten dem Kaiser
vor, wie gefährlich es sei, einen Mann ungehört zu verdammen, dessen
Lehren schon so viele Anhänger gefunden hätten, und Karl stimmte ihnen
bei. Der Kurfürst von Sachsen wurde jetzt aufgefordert, Luther zum
Reichstage zu schicken. Dieser trat, nach Zusicherung eines freien Ge-
leites, am 4. April die Reise an. Am 16. April kam er in Worms
an. Die erste Frage, welche man in der glänzenden Versammlung vor
dem Kaiser, 6 Kurfürsten, 24 Herzogen, 8 Markgrafen, 30 Bischöfen
und vielen Prälaten und Gesandten an Luther richtete, war: ob er die
Bücher — welche man ihm vorzeigte — für die seinigen anerkenne;
und als er sich für deren Verfasser bekannte, fragte man ihn weiter:
ob er bereit sei, ihren Inhalt zu widerrufen. Er bat sich Bedenkzeit
aus, und als er am folgenden Tage seine Grundsätze vertheidigt hatte,
wies er die Aufforderung zum Widerrufe mit der Erklärung von sich:
„sein Gewissen erlaube ihm nicht zu widerrufen, so lange er nicht über-
zeugt sei, daß seine Meinung der Bibel widerspräche." Er schloß mit
den Worten: „Hier stehe ich, ich kann nicht anders, Gott helfe mir!
Amen." — Nun entließ man ihn mit dem Bescheide, daß er das
Weitere abzuwarten habe. Auf seiner Rückkehr ließ ihn sein Beschützer,
der Kurfürst Friedrich von Sachsen, auf das Schloß Wartburg
bringen. Dann wurde gegen ihn die Reich sacht ausgesprochen, so
wie gegen alle die, welche ihm anhangen oder ihn schützen würden
Sein Aufenthalt auf der Wartburg wurde vor Freunden und Feinden
sorgsam verborgen gehalten. Seine Gegner hielten ihn für todt; er
aber übersetzte dort die Bibel in die deutsche Sprache. Später verließ
er wider den Willen des Kurfürsten die Wartburg, eilte nach Witten-
berg und eiferte hier acht Tage nach einander in Predigten gegen die
Gewaltthaten, welche Karlstadt, Luthers Freund, daselbst verübt
hatte. Von nun an blieb Luther in Wittenberg, von wo aus sich seine
Lehre in Norddeutschland nach und nach über Sachsen, Thürin-
gen, Hessen, Mecklenburg, Braunschweig und Brandenburg
verbreitete, und in Süd deutsch land auch Eingang fand in die Städte:
Frankfurt a. M., Nürnberg, Augsburg, Straßburg u. s. w. Im Jahre
1546 starb Luther auf einer Reise zu Eisleben; der Kurfürst von Sachsen
ließ ihn zu Wittenberg begraben. Die Anhänger Luthers erhielten dm
Namen Protestanten, weil sie gegen den Beschluß des Reichstages
zu Sveier (1529), der alle Neuerungen in kirchlichen Dingen bis zur
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Extrahierte Personennamen: Karl_V. Karl_V. Karl Karl Friedrich_von_Sachsen Friedrich Karlstadt
283
2. Als der Brucken nun war geschlagen, dass man kunnt mit Stuck und
"Wagen frei passir’n den Donaufluss, hei Semlin schlug man das Lager, alle
Türken zu verjagen, ihn’n zum Spott und zum Verdruss.
3. Am einundzwanzigsten August so eben kam ein Spion hei Sturm und
Regen, schwur’s dem Prinzen und zeigt’s ihm an, dass die Türken futragiren,
so viel als man kunnt verspüren, an die dreimalhunderttausend Mann.
4. Als Prinz Eugenius dies vernommen, liess er gleich zusammenkommen
seine General’ und Feldmarschall. Er that sie recht instruiren, wie man sollt’
die Truppen führen und den Feind recht greifen an.
5. Bei der Parole that er befehlen, dass man sollt die Zwölfe zählen hei
der Uhr um Mitternacht. Da sollt all’s zu Pferd aufsitzen, mit dem Feinde
zu scharmützen, was zum Streit nur hätte Kraft.
6. Alles sass auch gleich zu Pferde, jeder griff nach seinem Schwerte, ganz
still rückt man aus der Schanz. Die Musketier, wie auch die Reiter, thäten
alle tapfer streiten, ’s war fürwahr ein schöner Tanz.
7. Ihr Constahler auf der Schanze, spielet auf zu diesem Tanze mit Car-
thaunen gross und klein! Mit den grossen, mit den kleinen auf die Türken,
auf die Heiden, dass sie laufen all’ davon.
8. Prinz Eugenius wohl auf der Rechten that als wie ein Löwe fechten,
als Gen’ral und Feldmarschall. Prinz Ludewig ritt auf und nieder: Halft
euch brav, ihr deutschen Brüder, greift den Feind nur herzhaft an!
9. Prinz Ludewig, der musst’ aufgehen seinen Geist und junges Lehen,
ward getroffen von dem Blei. Prinz Eugen war sehr betrübet, weil er ihn
so sehr geliehet, liess ihn bringen nach Peterwardein. (Volkslied.)
7. Der reichste Fürst.
1. Preisend mit viel schönen Reden ihrer Länder Werth und Zahl, ihrer
Länder Werth und Zahl, sassen viele deutsche Fürsten einst zu Worms im
Kaisersaal, einst zu Worms im Kaisersaal.
2. „Herrlich“, sprach der Fürst von Sachsen, „ist mein Land und seine
Macht, Silber hegen seine Berge wohl in manchem tiefen Schacht.“:,:
3. „Seht mein Land in üpp’ger Fülle,“ :,: sprach der Pfalzgraf von dem
Rhein „gold’ne Saaten in den Thälern, :,: auf den Bergen edler Wein.“ :,:
4. „Grosse Städte, reiche Klöster,“ :,: Ludwig, Herr zu Bayern, sprach, :,:
„schaffen, dass mein Land dem euern :.: wohl nicht steht an Schätzen nach.“ :,:
5. Eberhard, der mit dem Barte, :,: Würtemberg’s geliebter Herr, :,: sprach:
„Mein Land hat kleine Städte, :,: trägt nicht Berge, silberschwer.“
6. „Doch ein Kleinod hält’s verborgen: — :,: dass in Wäldern, noch so
gross,:,: ich mein Haupt kann kühnlich legen, :,: jedem Unterthan in Schoss 1“ :,:
7. Und es rief der Herr von Sachsen, :,: der von Bayern, der vom Rhein:
„Graf im Bart! ihr seid der Reichste, :,: Euer Land trägt Edelstein!“ :,:
(Just. Keraer.)
8. Die Lore-Ley.
(Alte Sage vom Lurlei-Felsen.)
1. Ich weiss nicht, was soll es bedeuten,
Dass ich so traurig bin?
Ein Märchen aus alten Zeiten,
Das kommt mir nicht aus dem Sinn.
Die Luft ist kühl und es dunkelt,
Und ruhig Hiesst der Rhein;
Der Gipfel des Berges funkelt
Im Abendsonnenschein.
2. Die schönste Jungfrau sitzet
Dort oben wunderbar;
Ihr gold’nes Geschmeide blitzet,
Sie kämmt ihr goldenes Haar.
Sie kämmt es mit goldenem Kamme
Und singt ein Lied dabei,
Das hat eine wundersame,
Gewalfge Melodei.
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Extrahierte Personennamen: August Eugenius Eugenius Ludewig Ludewig Eugen Eugen Ludwig Ludwig Eberhard Melodei
Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
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Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
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§21. Die Spaltung in der abendländischen Kirche.
4. Reichstag zu Worms (1521). Inzwischen war nach Kaiser Maxi-
milians Tode sein Enkel Karl V. zum Kaiser gewählt worden. Derselbe
war zugleich König von Spanien (mit seinen neuen Besitzungen in Amerika,
s. § 20. B. 2, 3) und Herzog von Burgund, so daß man sagte, in seinem
Reiche gehe die Sonne nicht unter. Karl V. erschien 1521 das erste Mal
als Kaiser im Deutschen Reich und berief einen Reichstag nach Worms,
vor dem auch Luther erscheinen und sich verantworten sollte. Unter dem
Schutze eines kaiserlichen Geleitsbriefes, der ihm des Kaisers Schutz auf der
Hin- und Rückreise verbürgte, zog er, trotz der Abmahnung seiner Freunde,
nach Worms. Unter ungeheurem Zudrange des Volkes zog er in die Stadt
ein. Am folgenden Tage wurde er vor die glänzende Reichsversammlung
geführt und zum Widerruf seiner Schriften aufgefordert. Er erbat sich
einen Tag Bedenkzeit. Am folgenden Tage erschien er wieder vor dem
Reichstage und verteidigte seine Lehre in einer langen Rede. Als er darauf
aufgefordert wurde, seine Lehre zu widerrufen, da erklärte er: „Es sei denn,
daß ich aus der Heiligen Schrift oder mit hellen Gründen überwiesen
werde, so kann und will ich nicht widerrufen!" Obgleich der Kaiser Luther
hierauf in die Acht und damit für vogelfrei erklärte, so hielt er ihm doch
das freie Geleit; er gönnte ihm einundzwanzig Tage zur Rückreise. Erst
nach dieser Zeit sollte die Achtserklärung in Kraft treten. — Als Luther
auf dem Wege nach Wittenberg in die Nähe der Stadt Eisenach kam, wurde
er plötzlich von vermummten Reitern überfallen, aus dem Wagen gerissen
und auf die nahe Wartburg gebracht. Doch war der Überfall nur ein
scheinbarer; Kurfürst Friedrich der Weise hatte ihn angeordnet, um Luther
in Sicherheit zu bringen. Auf der Wartburg lebte dieser fast ein Jahr
unter dem Namen „Junker Jörg", von Freunden und Feinden für tot ge-
halten, und begann hier seine Bibelübersetzung.
5. Fortgang der Kirchenspaltung. Während dieser Zeit erregte
Luthers Freund Dr. Karlstadt, ein schwärmerischer und unklarer Mann,
viele Unruhe durch seinen Bildersturm. Er warf mit seinen Genossen die
Bilder, Altäre und Orgeln aus den Kirchen, verwarf die Kindertaufe und
forderte die Taufe der Erwachsenen. Kaum hatte Luther von diesem Un-
wesen Kunde erhalten, so kehrte er, trotz der Abmahnungen seines Kur-
fürsten, nach Wittenberg zurück und stellte bald Ordnung und Ruhe wieder
her. — Er arbeitete nun mit seinen Genossen, namentlich dem gelehrten und
milddenkenden Melanchthon, fleißig an seiner Bibelübersetzung. Seine
erste deutsche Bibel erschien 1534.
Auch ging er in Wittenberg an eine Neuordnung des Gottesdienstes.
Er schaffte die lateinische Messe und die Ohrenbeichte ab, spendete das heilige
Abendmahl in beiderlei Gestalt und hob das Zölibat der Geistlichen auf.
Die Klöster wurden geöffnet, und Mönche und Nonnen durften heiraten.
Luther selbst heiratete eine frühere Nonne, Katharina von Bora. Für
den Unterricht der Jugend sorgte er eifrig; er empfahl die Einrichtung von
Schulen aufs wärmste und verfaßte einen Katechismus, auch dichtete er viele
Kirchenlieder. — Die Reformation fand bei vielen Fürsten und Städten
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Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
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§ 12. Heinrich Iv. und Papst Gregor Vii.
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die des Kaisers stellen, zugleich aber auch die Kirche von Mißbräuchen
reinigen. Er verbot den Verkauf geistlicher Stellen, den man nach Ap.-
Gesch. 8, 18 ff. Simonie nannte. Er gebot den schon früher, aber mit
geringem Nachdrucke geforderten Zölibat, d. i. die Ehelosigkeit der Prie-
ster, damit diese nicht weiter durch die Sorge für ihre Familien getrieben
würden, sich um Fürstengunst zu bewerben. Er forderte das Recht, Bi-
schöfe einzusetzen und mit ihren Bistümern, die doch Lehen vom Kaiser
waren, zu belehnen (das Recht der Investitur).
5. Streit zwischen Kaiser und Papst. Namentlich die letzte For-
derung konnte der Kaiser nicht bewilligen, denn sonst verlor er alle Gewalt
über die großen Kirchengüter. Als nun Gregor Vii. Ihn gar noch zur Ver-
antwortung wegen der Bedrückung der Sachsen nach Rom rief, da erklärte ihn
Heinrich auf einer Bischofsversammlung zu Worms für abgesetzt. Der Papst
antwortete mit dem Banne und sprach die Untertanen von dem Treueide,
den sie Heinrich geschworen hatten, los. Die Fürsten, die ihn haßten,
drohten, einen neuen König wählen zu wollen, wenn nicht in Jahresfrist der
Bann gelöst sei. Der vorher so übermütige Heinrich zog trotz großer Winter-
kälte nach Rom, um sich vom Papste Lossprechung zu erbitten. Nur seine
treue, von ihm oft geschmähte Gemahlin Berta und wenig Getreue be-
gleiteten ihn. Unsägliche Beschwerden mußten auf der gefährlichen Reise
über die Alpen mitten im Winter überstanden werden. Endlich kam man
in der Poebene an. Der Papst war schon auf dem Wege nach Deutsch-
land, wo er über Heinrich zu Gericht sitzen wollte. Er fürchtete, Heinrich
käme, sich zu rächen. Er floh darum auf das feste Schloß Kanossa (süd-
westlich von Modena). Im Hofe der Burg stand Heinrich drei Tage im
härenen Bußgewande als Bittender. Nach reuigem Fußfall und dem Be-
kenntnis seiner Schuld sprach ihn der Papst vom Banne los. Aber diese
unerhörte Demütigung des deutschen Königs verschaffte Heinrich in Deutsch-
land viele Freunde. Voll Ingrimm kam er heim. Die deutschen Fürsten
hatten in Rudolf von Schwaben einen neuen König gewählt. Heinrich
zog gegen ihn. In der Schlacht an der Elster ward Rudolf die rechte
Hand abgehauen. Sterbend sprach er: „Das ist die Hand, mit der ich
Heinrich Treue schwur!" Als sich Heinrich in Deutschland wieder An-
erkennung verschafft hatte, zog er nach Rom, belagerte Gregor in der Engels-
burg und setzte einen neuen Papst ein, der ihn zum Kaiser krönte.
6. Gregor entfloh nach Salerno und starb mit den Worten: „Ich
habe das Recht geliebt und das Unrecht gehaßt, darum sterbe ich in der
Verbannung!" Obgleich Heinrich durch das viele Unglück ein anderer ge-
worden war, so fand er doch keine Ruhe. Sein Sohn Heinrich empörte
sich gegen ihn und setzte ihn sogar gefangen. Zwar entfloh er der Haft.
aber dies neue Leid brach ihm das Herz. Er starb 1106 zu Lüttich, während
er einen Zug gegen seinen Sohn vorbereitete. Seine Leiche wurde, da er
im Banne gestorben war, erst 1111 zu Speier beigesetzt. — Heinrichs V.
Leben war gleichfalls mit Kümpfen erfüllt. Er starb kinderlos und unbe-
trauert 1125. Mit ihm erlosch das salische Kaiserhaus.
F. Hirts Realienbuch. Nr. 20.
2
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Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Rom Worms Rom Deutsch- Modena Burg Deutsch- Deutschland Rom Salerno
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§ 14. Friedrich Barbarossa und die Hohenstaufen.
der Nuf: „Hie Welf! Hie Waibling!" Der Kaiser hatte allen Ver-
teidigern den Untergang geschworen, aber den Weibern wollte er mit ihrer
kostbarsten Habe den Abzug gestatten. Da trugen (der Sage nach) die
Frauen im seltsamen Aufzuge ihre Männer auf den Schultern „als ihr
bestes Gut" hinaus. Der Kaiser gewahrte großmütig auch den Männern
Gnade, indem er sprach: „Ein Kaiserwort soll man nicht drehen noch
deuteln!" — Er beteiligte sich an dem zweiten Kreuzzuge 1147, der aber
ohne Erfolg verlief. Vor seinem Tode empfahl er als Nachfolger seinen
Neffen.
2. Friedrich I. Durch seine Persönlichkeit ragte er über alle
Fürsten seiner Zeit hervor. Hohe Gestalt, körperliche Kraft und Schön-
heit zeichneten ihn aus. Sein Haar war blond, seine Wangen gerötet.
Seines großen rötlichen Bartes wegen nannten ihn die Deutschen Rotbart,
die Italiener Barbarossa. Er war aufrichtig fromm, wohltätig, gerecht,
streng gegen Widerstrebende, aber versöhnlich gegen den Reuigen. Er war
begabt mit durchdringendem Verstände und einem treuen Gedächtnis.
Mit den Welfen lebte er anfangs im Frieden und gab sogar Heinrich
dem Löwen die seinem Vater, Heinrich dem Stolzen, genommenen Herzog-
tümer zurück.
3. Friedrichs Kümpfe in Italien. Nachdem Friedrich in Deutsch-
land allerwärts Ordnung geschafft und mit Strenge selbst fürstliche Friedens-
störer bestraft hatte, zog er nach Italien, um das gesunkene kaiserliche An-
sehen wiederherzustellen. Hier waren die Städte, namentlich Mailand,
durch ihren Handel und die Schwäche der früheren Kaiser sehr mächtig
geworden und wollten von einer Oberhoheit des Kaisers nichts wissen.
In der ersten Zeit war Friedrich siegreich, ja, er eroberte nach zweijähriger
Belagerung das trotzige Mailand 1162 und zerstörte es. Die angesehensten
Bürger mußten barfuß, Asche aus dem Haupte und mit Stricken um den
Hals des Kaisers Gnade anrufen und Unterwerfung geloben. Ein ander-
mal aber raffte die Pest die kaiserlichen Streiter dahin. Aber noch be-
denklicher ward Friedrichs Lage, als auch der Papst, der keinen allzu-
müchtigen Kaiser haben wollte, sich mit den lombardischen Städten verband.
Mailand erstand wieder aus dem Schutte, und eine starke Festung wurde
dem Kaiser zum Trotz erbaut, die nach dem Papste Alexander den Namen
Alessandria erhielt. Friedrich konnte diese Stadt nicht erobern. Durch
das Heranrücken eines großen Städteheeres wurde Friedrich gezwungen,
von Alessandria abzulassen. Heinrich der Löwe sollte ihm frische Truppen
zuführen. Aber der treulose Welfe versagte ihm seine Hilfe und kam ohne
Heer zu einer Zusammenkunft. Da der Kaiser ohne die Unterstützung
Heinrichs, des mächtigsten Reichssürsten, seinem Gegner kaum gewachsen
war, so bat er Heinrich sogar fußfällig, die Ehre des Reiches zu be-
denken. Aber dieser blieb ungerührt. So trennten sich hier Welfe und
Waiblinger. — Friedrich griff trotzdem das größere Heer der Feinde An,
wurde aber vollständig geschlagen 1176 bei Legnano (nordwestlich von Mai-
land). Der Kaiser selbst galt für tot, und erst nach drei Tagen kam er wieder
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dem_Löwen Heinrich Heinrich_dem_Stolzen Heinrich Friedrichs Friedrichs Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrichs Alexander Alexander Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Heinrich Heinrichs Heinrichs Heinrich Heinrich Waiblinger Friedrich Friedrich
Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
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Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
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§ 19. Ausgang des Mittelalters und Anbruch einer neuen Zeit.
Banne belegt. Trotzdem fuhr er fort zu predigen und zu lehren. Seine
meisten Anhänger unter den Studenten waren Böhmen, denn die Deutschen
haßten ihn wegen seiner Feindschaft gegen ihre Nation. Ihrer viele
wanderten damals von Prag aus und gaben Veranlassung zur Gründung
einer zweiten deutschen Universität, der zu Leipzig.
4. Huß vor dem Konzil. Er wurde zur Verantwortung nach
Konstanz vor das Konzil geladen. Huß erschien auch, da ihm der Kaiser
sichere Hin- und Rückreise verbürgte. Aber bald nach seiner Ankunft wurde er
in das Gefängnis geworfen. Das Konzil verdammte seine Lehre und forderte
von ihm unbedingten Widerruf. Da er diesen verweigerte, so verurteilte man
ihn zum Feuertode. und am 6. Juli 1415 wurde er als Ketzer verbrannt.
In Konstanz übertrug Sigismund dem Burggrafen Friedrich von Nürn-
berg die Mark Brandenburg 1415 (s. § 25, 2).
5. Hussitenkrieg. Als die Böhmen die Nachricht von dem furcht-
baren Ende ihres geliebten Lehrers erhielten, ergriffen sie die Waffen.
Bauern und Handwerker, Ritter und Gelehrte scharten sich um den helden-
kühnen, aber wilden, einäugigen Ziska. Sie forderten das heilige Abend-
mahl in beiderlei Gestalt, und Priester trugen zum Zeichen dafür den Kelch
voraus. König Wenzel starb gleich nach den ersten Volksauflüufen in Prag,
und Sigismund wollten die Hussiten nicht anerkennen. Dieser führte ge-
waltige Heere zur Unterdrückung des Aufstandes nach Böhmen; der Papst
ließ das Kreuz gegen die hussitischen Ketzer predigen: aber vor den furcht-
baren Schlachtgesängen und dem wilden Mute der Hussiten hielt keines der
vielen Heere stand. An Ziskas Stelle trat später Prokop. Er führte,seine
Horden auch in die Nachbarländer: Sachsen. Brandenburg, Schlesien, Öster-
reich, Ungarn und Bayern. Schließlich kam ein friedlicher Vergleich zu-
stande. Man gewährte den Hussiten den Kelch und die freie Predigt.
Nun ward Sigismund als König von Böhmen anerkannt, 1436. Aber schon
im nächsten Jahre starb er, seine Länder und die Kaiserwürde seinem
Schwiegersöhne, einem Habsburger, überlassend.
§ 19. Ausgang des Mittelalters und Anbruch einer
neuen Zeit.
1. Des Reiches Gebrechen waren in den Hussitenkriegen deutlich
zu Tage getreten; Heer- und Gerichtswesen waren in dem übelsten Zu-
stande. Bei den Fürsten, hohen Geistlichen und freien Städten galt der
Kaiser nichts mehr, und die Kaiser sorgten fast nur für ihre Erblande.
Wieder wurde ganz Deutschland von wilden Kriegen durchtobt wie im Inter-
regnum. Auch gegen äußere Feinde zeigte es sich uneinig und darum
kraftlos. Die Türken eroberten 1453 Konstantinopel und drangen nach
Westen vor. Der Deutsche Ritterorden in Preußen mußte Polens Ober-
hoheit anerkennen. Die Schweiz, die Niederlande und ein großer Teil von
Lothringen gingen dem Reiche verloren. Da kam
2. Maximilian I. auf den Kaiserthron. Er war von hohem Wüchse
und großer Kraft und Geschicklichkeit. Er besaß einen hellen Verstand und
ein vorzügliches Gedächtnis. Dabei hatte er die Gabe, sich bei Fürsten
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_von_Nürn- Friedrich Ziska König_Wenzel Sigismund Prokop Sigismund Maximilian_I.
Hrsg.: Steinweller, F., Sieber, Hermann, Paust, J. G., Rohn, R. A.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
§ 12. Heinrich Iv. und Papst Gregor Vii.
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die des Kaisers stellen, zugleich aber auch die Kirche von Mißbräuchen
reinigen. Er verbot den Verkauf geistlicher Stellen, den man nach Ap.-
Gesch. 8, 18 ff. Simonie nannte. Er gebot den schon früher, aber mit
geringem Nachdrucke geforderten Zölibat, d. i. die Ehelosigkeit der Prie-
ster, damit diese nicht weiter durch die Sorge für ihre Familien getrieben
würden, sich um Fürstengunst zu bewerben. Er forderte das Recht, Bi-
schöfe einzusetzen und mit ihren Bistümern, die doch Lehen vom Kaiser
waren, zu belehnen (das Recht der Investitur).
5. Streit zwischen Kaiser und Papst. Namentlich die letzte For-
derung konnte der Kaiser nicht bewilligen, denn sonst verlor er alle Gewalt
über die großen Kirchengüter. Als nun Gregor Vii. ihn gar noch zur Ver-
antwortung wegen der Bedrückung der Sachsen nach Rom rief, da erklärte ihn
Heinrich auf einer Bischofsversammlung zu Worms für abgesetzt. Der Papst
antwortete mit dem Banne und sprach die Untertanen von dem Treueide,
den sie Heinrich geschworen hatten, los. Die Fürsten, die ihn haßten,
drohten, einen neuen König wählen zu wollen, wenn nicht in Jahresfrist der
Bann gelöst sei. Der vorher so übermütige Heinrich zog trotz großer Winter-
kälte nach Rom, um sich vom Papste Lossprechung zu erbitten. Nur seine
treue, von ihm oft geschmähte Gemahlin Berta und wenig Getreue be-
gleiteten ihn. Unsägliche Beschwerden mußten auf der gefährlichen Reise
über die Alpen mitten im Winter überstanden werden. Endlich kam man
in der Poebene an. Der Papst war schon auf dem Wege nach Deutsch-
land, wo er über Heinrich zu Gericht sitzen wollte. Er fürchtete, Heinrich
käme, sich zu rächen. Er floh darum auf das feste Schloß Kanossa (süd-
westlich von Modena). Im Hofe der Burg stand Heinrich drei Tage im
härenen Bußgewande als Bittender. Nach reuigem Fußfall und dem Be-
kenntnis seiner Schuld sprach ihn der Papst vom Banne los. Aber diese
unerhörte Demütigung des deutschen Königs verschaffte Heinrich in Deutsch-
land viele Freunde. Voll Ingrimm kam er heim. Die deutschen Fürsten
hatten in Rudolf von Schwaben einen neuen König gewählt. Henrich
zog gegen ihn. In der Schlacht an der Elster ward Rudolf die rechte
Hand abgehauen. Sterbend sprach er: „Das ist die Hand, mit der ich
Heinrich Treue schwur!" Als sich Heinrich in Deutschland wieder An-
erkennung verschafft hatte, zog er nach Rom, belagerte Gregor in der Engels-
burg und setzte einen neuen Papst ein, der ihn zum Kaiser krönte.
6. Gregor entfloh nach Salerno und starb mit den Worten: „Ich
habe das Recht geliebt und das Unrecht gehaßt, darum sterbe ich in der
Verbannung!" Obgleich Heinrich durch das viele Unglück ein anderer ge-
worden war, so fand er doch keine Ruhe. Sein Sohn Heinrich empörte
sich gegen ihn und setzte ihn sogar gefangen. Zwar entfloh er der Haft,
aber dies neue Leid brach ihm das Herz. Er starb 1106 zu Lüttich, während
er einen Zug gegen seinen Sohn vorbereitete. Seine Leiche wurde, da er
im Banne gestorben war, erst 1111 zu Speier beigesetzt. — Heinrichs V.
Leben war gleichfalls mit Kämpfen erfüllt. Er starb kinderlos und unbe-
trauert 1125. Mit ihm erlosch das salische Kaiserhaus.
F. Hirts Realienbuch. Nr. 20.
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TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog]]
TM Hauptwörter (200): [T77: [Papst Bischof Kaiser Rom Kirche König Heinrich Erzbischof Gregor Papste], T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T26: [Kaiser Luther Papst König Wort Gott Tag Sache Fürst Schrift]]
Extrahierte Personennamen: Heinrich_Iv Heinrich Gregor_Vii Gregor Gregor_Vii Gregor Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Berta Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Rudolf_von_Schwaben Rudolf Henrich Rudolf Rudolf Heinrich_Treue Heinrich Heinrich Heinrich Gregor Gregor Gregor Gregor Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrichs_V. Heinrichs_V. Hirts_Realienbuch
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Rom Worms Rom Deutsch- Modena Burg Deutsch- Deutschland Rom Salerno
Hrsg.: Steinweller, F., Sieber, Hermann, Paust, J. G., Rohn, R. A.
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§ 19. Ausgang des Mittelalters und Anbruch einer neuen Zeit.
Banne belegt. Trotzdem fuhr er fort zu predigen und zu lehren. Seine
meisten Anhänger unter den Studenten waren Böhmen, denn die Deutschen
haßten ihn wegen seiner Feindschaft gegen ihre Nation. Ihrer viele
wanderten damals von Prag aus und gaben Veranlassung zur Gründung
einer zweiten deutschen Universität, der zu Leipzig.
4. Huß vor dem Konzil. Er wurde zur Verantwortung nach
Konstanz vor das Konzil geladen. Huß erschien auch, da ihm der Kaiser
sichere Hin- und Rückreise verbürgte. Aber bald nach seiner Ankunft wurde er
in das Gefängnis geworfen. Das Konzil verdammte seine Lehre und forderte
von ihm unbedingten Widerruf. Da er diesen verweigerte, so verurteilte man
ihn zum Feuertode, und am 6. Juli 1415 wurde er als Ketzer verbrannt.
In Konstanz übertrug Sigismund dem Burggrafen Friedrich von Nürn-
berg die Mark Brandenburg 1415 (s. 8 25, 2).
5. Hussitenkrieg. Als die Böhmen die Nachricht von dem furcht-
baren Ende ihres geliebten Lehrers erhielten, ergriffen sie die Waffen.
Bauern und Handwerker, Ritter und Gelehrte scharten sich um den helden-
kühnen, aber wilden, einäugigen Ziska. Sie forderten das heilige Abend-
mahl in beiderlei Gestalt, und Priester trugen zum Zeichen dafür den Kelch
voraus. König Wenzel starb gleich nach den ersten Volksaufläufen in Prag,
und Sigismund wollten die Hussiten nicht anerkennen. Dieser führte ge-
waltige Heere zur Unterdrückung des Aufstandes nach Böhmen; der Papst
ließ das Kreuz gegen die hussitischen Ketzer predigen: aber vor den furcht-
baren Schlachtgesängen und dem wilden Mute der Hussiten hielt keines der
vielen Heere stand. An Ziskas Stelle trat später Prokop. Er führte,seine
Horden auch in die Nachbarländer: Sachsen, Brandenburg, Schlesien, Öster-
reich, Ungarn und Bayern. Schließlich kam ein friedlicher Vergleich zu-
stande. Man gewährte den Hussiten den Kelch und die freie Predigt.
Nun ward Sigismund als König von Böhmen anerkannt, 1436. Aber schon
im nächsten Jahre starb er, seine Länder und die Kaiserwürde seinem
Schwiegersöhne, einem Habsburger, überlassend.
§ 19. Ausgang -es Mittelalters und Anbruch einer
neuen Zeit.
1. Des Reiches Gebrechen waren in den Hussitenkriegen deutlich
zu Tage getreten; Heer- und Gerichtswesen waren in dem übelsten Zu-
stande. Bei den Fürsten, hohen Geistlichen und freien Städten galt der
Kaiser nichts mehr, und die Kaiser sorgten fast nur für ihre Erblande.
Wieder wurde ganz Deutschland von wilden Kriegen durchtobt wie im Inter-
regnum. Auch gegen äußere Feinde zeigte es sich uneinig und darum
kraftlos. Die Türken eroberten 1453 Konstantinopel und drangen nach
Westen vor. Der Deutsche Ritterorden in Preußen mußte Polens Ober-
hoheit anerkennen. Die Schweiz, die Niederlande und ein großer Teil von
Lothringen gingen dem Reiche verloren. Da kam
2. Maximilian I. auf den Kaiserthron. Er war von hohem Wüchse
und großer Kraft und Geschicklichkeit. Er besaß einen hellen Verstand und
ein vorzügliches Gedächtnis. Dabei hatte er die Gabe, sich bei Fürsten
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T26: [Kaiser Luther Papst König Wort Gott Tag Sache Fürst Schrift], T4: [Orden Ritter Peter Kreuzzug Land Jahr Jerusalem Johanniter Arnold Frankreich], T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß]]
Hrsg.: Steinweller, F., Sieber, Hermann, Paust, J. G., Rohn, R. A.
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§21. Die Spaltung in der abendländischen Kirche.
4. Reichstag zu Worms (1521). Inzwischen war nach Kaiser Maxi-
milians Tode sein Enkel Karl V. zum Kaiser gewählt worden. Derselbe
war zugleich König von Spanien (mit seinen neuen Besitzungen in Amerika,
s. § 20. B. 2, 3) und Herzog von Burgund, so daß man sagte, in seinem
Reiche gehe die Sonne nicht unter. Karl V. erschien 1521 das erste Mal
als Kaiser im Deutschen Reich und berief einen Reichstag nach Worms,
vor dem auch Luther erscheinen und sich verantworten sollte. Unter dem
Schutze eines kaiserlichen Geleitsbriefes, der ihm des Kaisers Schutz auf der
Hin- und Rückreise verbürgte, zog er, trotz der Abmahnung seiner Freunde,
nach Worms. Unter ungeheurem Zudrange des Volkes zog er in die Stadt
ein. Am folgenden Tage wurde er vor die glänzende Reichsversammlung
geführt und zum Widerruf seiner Schriften aufgefordert. Er erbat sich
einen Tag Bedenkzeit. Am folgenden Tage erschien er wieder vor dem
Reichstage und verteidigte seine Lehre in einer langen Rede. Als er darauf
aufgefordert wurde, seine Lehre zu widerrufen, da erklärte er: „Es sei denn,
daß ich aus der Heiligen Schrift oder mit hellen Gründen überwiesen
werde, so kann und will ich nicht widerrufen!" Obgleich der Kaiser Luther
hierauf in die Acht und damit für vogelfrei erklärte, so hielt er ihm doch
das freie Geleit; er gönnte ihm einundzwanzig Tage zur Rückreise. Erst
nach dieser Zeit sollte die Achtserklärung in Kraft treten. — Als Luther
auf dem Wege nach Wittenberg in die Nähe der Stadt Eisenach kam, wurde
er plötzlich von vermummten Reitern überfallen, aus dem, Wagen gerissen
und auf die nahe Wartburg gebracht. Doch war der Überfall nur ein
scheinbarer; Kurfürst Friedrich der Weise hatte ihn angeordnet, um Luther
in Sicherheit zu bringen. Auf der Wartburg lebte dieser fast ein Jahr
unter dem Namen „Junker Jörg", von Freunden und Feinden für tot ge-
halten, und begann hier seine Bibelübersetzung.
5. Fortgang der Kirchenspaltung. Während dieser Zeit erregte
Luthers Freund Br. Karlstadt, ein schwärmerischer und unklarer Mann,
viele Unruhe durch seinen Bildersturm. Er warf mit seinen Genossen die
Bilder, Altäre und Orgeln aus den Kirchen, verwarf die Kindertaufe und
forderte die Taufe der Erwachsenen. Kaum hatte Luther von diesem Un-
wesen Kunde erhalten, so kehrte er, trotz der Abmahnungen seines Kur-
fürsten, nach Wittenberg zurück und stellte bald Ordnung und Ruhe wieder
her. — Er arbeitete nun mit seinen Genossen, namentlich dem gelehrten und
milddcnkenden Melanchthon, fleißig an seiner Bibelübersetzung. Seine
erste deutsche Bibel erschien 1534.
Auch ging er in Wittenberg an eine Neuordnung des Gottesdienstes.
Er schaffte die lateinische Messe und die Ohrenbeichte ab, spendete das heilige
Abendmahl in beiderlei Gestalt und hob das Zölibat der Geistlichen auf.
Die Klöster wurden geöffnet, und Mönche und Nonnen durften heiraten.
Luther selbst heiratete eine frühere Nonne, Katharina von Bora. Für
den Unterricht der Jugend sorgte er eifrig; er empfahl die Einrichtung von
Schulen aufs wärmste und verfaßte einen Katechismus, auch dichtete er viele
Kirchenlieder. — Die Reformation fand bei vielen Fürsten und Städten
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
TM Hauptwörter (100): [T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil]]
TM Hauptwörter (200): [T161: [Luther Wittenberg Jahr Martin Freund Wartburg Universität Melanchthon Kurfürst Worms], T26: [Kaiser Luther Papst König Wort Gott Tag Sache Fürst Schrift], T58: [Kirche Lehre Luther Schrift Bibel Gott Christus Bischof Papst Wort], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution]]
Extrahierte Personennamen: Karl_V. Karl_V. Karl_V. Karl_V. Friedrich Friedrich Karlstadt Melanchthon Katharina_von_Bora